Willibald Kramm, 1891 in Frankfurt an der Oder geboren, zeigte ab 1923 in Berlin in ersten Ausstellungen seine Werke. Zehn Jahre später, ab 1933, wurde seine Kunst von den Nationalsozialisten als entartet eingestuft. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs reiste Kramm nach Paris, damals Welthauptstadt des Kunstgeschehens. Unzählige Skizzen von Bars und Cafés am Montmartre, Place Clichy oder Rue Lepic waren die reiche Ausbeute des in der pulsierenden Metropole flanierenden Malers. 1953, fuhr er zum ersten Mal nach Italien, 1963 zog es ihn erneut nach Paris.
Der Neustart 1945 in Heidelberg war nach den Jahren des Nationalsozialismus alles andere als einfach gewesen. Berlin, wo er früher gelebt hatte, war zerstört. Heidelberg, da fast intakt, schien die einzige Ausweichmöglichkeit für den 54-jährigen zu sein. In einer ersten Ausstellung in Heidelberg setzte er sich 1946 mit den Kriegsfolgen auseinander: Er zeigte die Ruinen von Mannheim, Ansichten von Berlin und als Kontrastprogramm das „ruhige“ Heidelberg. Nach dem Pariser Besuch änderte sich die Betrachtungsweise – die Stadt übte eine große Faszination auf ihn aus. Feder und Tusche schienen ihm das geeignete Mittel zu sein, um schnell das ständige Treiben und den Wandel auf einem Blatt Papier festzuhalten.
Die Italienreise über Ravenna, Pisa, Genua, Rom bis nach Neapel war erneut eine wichtige Inspirationsquelle für ihn - die Stadtlandschaften wurden sein Hauptthema. Sein 1957 erschienenes „Italienisches Skizzenbuch“ fand große Resonanz in der Heidelberger Kunstszene. Der Maler traf sich gern mit seinen Freunden in damals in ganz Heidelberg bekannten Kneipen und Restaurants: „Gilbert´s“ in Handschuhsheim, „Cave 54“ und „Sole d’Oro“ im Stadtzentrum.
1969 starb der Maler. Über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt, galt Willibald Kramm als die herausragende Persönlichkeit der Heidelberger Kunstszene. So lag es nahe, ihn mit einem nach ihm benannten Kunstpreis zu ehren.

Parkende Autos Rom, 1958/59 |

Die verschlüsselte Stadt, 1960-62 |

Römischer Platz, 1954 |

Die Wartenden, o. D. |
Fotos: Milan Chlumsky |